Fehlermeldungen mit der Bezeichnung „Ladedruckregler/Ladedrucksteller defekt“ deuten auf eine Abweichung des Ist-Stellwertes vom Soll-Stellwert hin. Eine derartige Funktionsstörung hat einen partiellen Notlauf der Ladedruckregelung zur Folge. In modernen aufgeladenen Dieselmotoren erfolgt die Ladedruckregelung über einen elektrischen Aktuator am Regelgestänge der VTG-Turbine.
Ursachen für die Störung können schwergängige Steuergestänge des Turboladers, festsitzende VTG-Einheiten im Turbolader sowie defekte Ladedrucksteller sein.
Folgende Fehlercodes sind markenspezifisch möglich:
Marke |
Fehlercode |
Fehlerbeschreibung |
BMW |
299F00 |
Ladedrucksteller, Positionsregelung: Ladedrucksteller zu weit offen/Regelabweichung |
Ford/Jaguar |
P132A / P132B |
Turbolader Ladedruckregelung A: elektrischer Fehler |
Mercedes-Benz |
P126800 |
Ladedruckregler Y77/8 defekt |
Mercedes-Benz |
P2510 |
Ladedrucksteller, Komponente defekt |
Mercedes-Benz |
P2510-001 |
Ladedrucksteller prüfen |
PSA |
P0299 |
Ladedruckregelung: Regelabweichung |
VW/AUDI |
P1952 / 06482 |
Turbolader-Steuermodul 1 – defekt |
Systembeschreibung
In modernen aufgeladenen Dieselmotoren erfolgt die Ladedruckregelung über einen elektrischen Aktuator am Regelgestänge der VTG-Turbine. Die Stell- Geschwindigkeit und die Präzision konnte damit deutlich erhöht werden.
Der Ladedrucksteller verfügt über einen Stellmotor, ein Schneckengetriebe, einen berührungslosen induktiven CIPOS-Sensor für die Lagerückmeldung und eine Regeleinheit mit einem Kommunikationsmodul.
Die Hersteller verwenden zwei Varianten der Ladedrucksteller.
Variante |
Art der Regelung |
Smart |
nach Vorgabe des Motorsteuergerätes wird autonom die Position des Aktuators geregelt und übermittelt anschließend eine Statusbotschaft an das Motorsteuergerät |
Simple |
das Motorsteuergerät steuert den Aktuator in einem Stromkreis direkt an. Die interne Elektronik des Stellmoduls übermittelt dazu nur die Statusbotschaft |
Fehlerbeschreibung
Fehlermeldung „Ladedruckregler/Ladedrucksteller defekt“
Eine interne Diagnosesequenz überwacht die Ansteuerung und die Komponente auf Funktionsstörungen und übermittelt diese an das Motorsteuergerät. Es kann bei Einschränkungen der Stellerfunktion, mit Ausnahme der Eigenüberwachung der internen Mechatronik, nicht unterscheiden ob diese durch einen internen oder externen Defekt hervorgerufen wird.
So überwacht das System interne Komponenten, die Kommunikation mit dem Motorsteuergerät, die Spannungsversorgung und den Strom am Stellmotor. Erreicht der Aktuator mit dem zugemessenen Stellerstrom nicht die erforderliche Position in der vorgegebenen Zeit, übermittelt das Stellermodul dieses in Form einer Statusbotschaft an das Motorsteuergerät.
Ein Fehlercode wird gesetzt und das Notlaufprogramm gestartet.
Die weiteren Aktionen sind abhängig von den Applikationen, welche den Herstellern der Systeme und Fahrzeuge obliegen. Hersteller definieren Diagnoseinformationen mit unterschiedlichsten Fehlercodes. Erweiterungen mit Subtexten präzisieren die Information.
Mögliche Ursachen:
- Gestänge der Regeleinrichtung oder Leitklappen schwergängig oder fest
- Korrosion der internen elektrischen und elektronischen Komponenten durch Umwelteinflüsse (Wasser, Salz, Öl, Kraftstoff)
- Mechanische Beschädigungen durch Fremdeinwirkung, Montagefehler
- Sporadischer oder dauerhafter Mangel in der Versorgungsspannung
Konsequenzen des Fehlers
Kommt es zu sporadisch auftretenden Problemen im Bereich des Ladedrucks, wird im Fehlerspeicher ein Fehlercode mit Bezug auf die Ladedruckregelung abgelegt. Das Fahrzeug hat in diesem Fall nur noch verminderte Leistung und oft erscheint in diesem Zusammenhang die Motorkontrollleuchte. Nach einem Zündungswechsel arbeitet der Motor bis zum nächsten Auftreten der Störung häufig wieder normal.
Im Fehlerfall wird die Notlaufposition der VTG-Turbine angefahren. Das bedeutet die Leitschaufeln bleiben in maximal geöffneter Position, was einer Drehmoment-Minderung entspricht. Die nun noch durch den Volumenstrom mögliche hohe Drehzahl wird durch das Notlaufkennfeld im Motormanagement über die Reduzierung der Einspritzmasse verhindert.
Da für die Dauer der Notlaufphase die Abgastemperatur sinkt und die Verbrennung negativ beeinflusst wird, steigt die Partikel- Menge und Größe im Abgasstrom. Die Folge ist eine zunehmende Beladung des Partikelfilters und Erhöhung des Abgas-Gegendrucks. Unter diesen Bedingungen ist eine Regeneration des Partikelfilters schwierig. Es kommt zu einer Häufung der Regenerationsabbrüche bis zur Blockierung dieser Funktion im Motorsteuergerät.
Der Ruß-Beladungsfaktor im Motoröl steigt und der Intervallzähler läuft schneller hoch. Während der Notlaufphase verändert sich die Geräuschemission des Ladeluftsystems und das Schaltverhalten des Automatikgetriebes.
Mögliche Notlaufstrategie
- Drehmoment- und Drehzahlreduzierung
- Schaltpunktveränderung Automatikgetriebe
- Motorstörungsleuchte (MIL) leuchtet
- Start & Stop Funktion wird ausgeblendet
Diagnose/Messungen/Reparatur
Einem Defekt am Turbolader-Aktuator geht häufig ein Mangel an der Leitschaufelverstellung am Turbolader voraus. Durch den Abgasstrom entstehen mit der Zeit starke Verunreinigungen auf der Heißgasseite des Turboladers. Durch diese Partikelformation an den Strömungskanten der VTG-Stellmechanik wird die Beweglichkeit der Leitschaufeln eingeschränkt. Mechanische Schwergängigkeit führt neben einer steigenden axialen Belastung zu einem höheren Stellaufwand für den gesamten Stellantrieb. Das benötige größere Drehmoment kann vom Stellmotor im Turbolader-Aktor nur mit einer höheren Stromaufnahme kompensiert werden. Die Folgeerscheinungen sind eine höhere thermische Belastung der Elektronik und letztlich eine deutlich höhere Reibung im Schneckenantrieb.
Die Diagnose kann auf zwei Arten erfolgen:
• Messtechnisch-elektrische Diagnose
• Mechanische Diagnose

Ausschnitt vom Stromverlauf (blau) und Spannungsverlauf (rot) aufgezeichnet beim Anfahren der Endposition des Ladedruckstellers im Aktortest mit dem Diagnosegerät. Auf der roten Stromkurve sind die in den roten Kästen dargestellten Werte mit 4,6-5,4A in der Endposition nahe am Limit. Die Stromaufnahme sollte während der normalen Stellbewegung 2,6A nicht übersteigen. Die blau dargestellte Spannung bricht im Anschlagmoment auf 10,3V zusammen. Das geprüfte System ist noch fehlerfrei obwohl die Werte mittelfristig das Problem ankündigen.
Mechanische Diagnose
Idealerweise sollte nach dem Ausbau des Ladedruckstellers die Leichtgängigkeit des VTG-Turbinen-Steuerhebels geprüft werden. Dies sollte bei noch heißem Turbolader erfolgen, da die Erfahrung gezeigt hat, dass der VTG-Mechanismus in diesem Zustand zur Schwergängigkeit neigt. Die erhöhten Stellmomente sind als Ursache zu verstehen. Dieses Problem muss vor der Montage eines reparierten Ladedruckstellers behoben werden. Diese Methode kann auch ohne vorherigen Ausbau des Ladedruckstellers zur Diagnose angewendet werden sofern die Platzverhältnisse es zulassen.
Mechanischen Verschleiß am Ladedrucksteller prüfen
Am demontierten Ladedrucksteller darf der Exzenterbolzen für den Stellhebel 0,5mm Spiel im Steller haben. Ein größeres Spiel deutet auf ein verschlissenes Schneckengetriebe hin. Eine Instandsetzung ist erforderlich. Dieses Spiel ist immer im Verhältnis zur Laufleistung des Turboladers zu sehen.
Diagnosehinweis Mercedes Benz V-Motoren
Der Subtext zu dem Fehlercode darf nicht von dem hier genannten abweichen. Texte wie, „Stromkreis fehlerhaft“ deuten auf eine Störung in der Spannungsversorgung des Ladedruckstellers hin. Diese ist unter den Umständen des Auftretens der Störung an der Komponente zu messen. Häufig ist der Stellmotor für die Einlasskanal-Abschaltung (EKAS) die Ursache. Beide Komponenten teilen sich die Spannungsversorgung beider Potenziale und das Pluspotenzial zusätzlich mit dem Abgasrückführungskühlung-Magnetventil. Durch die ungünstige Montageposition des EKAS-Stellmotors unterhalb der Frischluftleitung des Turboladers kommt es zur Ölverschmutzung in Folge einer schadhaften Dichtung. Der Stellmotor verölt stark und zieht in Folge der erhöhten Stromaufnahme sporadisch das Spannungspotenzial unter den Schwellwert. Da die Überwachung der Ladedruckregelung Priorität hat wird dort der Fehler zuerst gesetzt. Die Stromaufnahme bleibt meist unterhalb der Auslöseschwelle der Sicherung da die hohe Last nur temporär auftritt.
Einbauhinweis
Eine Kalibriermöglichkeit/Grundeinstellung ist in den meisten Systemen nicht vorgesehen, da die Hersteller an der Komponente keine Reparaturen freigeben.
Vor dem Einbau sollte nochmals die Bewegung des Gestänges geprüft werden. Die Zwischenstange darf nicht verstellt werden. Axial-Ausgleichslager sind bei Bedarf mit Hochtemperaturschmierpaste zu behandeln. Sofern in den Befestigungen des Ladedruckstellers mit leicht bündig angesetzten Schrauben etwas Spiel vorhanden ist, sollte das genutzt werden um den Ladedrucksteller am oberen Anschlag, gegenüber der Stellhebellage in Drehmomentposition, zu befestigen. Ist nach der Probefahrt erneut ein Fehler in der Ladedruckregelung mit Bezug auf eine inkorrekte Anschlagposition gespeichert, ist der Ladedrucksteller zu lösen und in der entgegengesetzten Lage in den Befestigungen zu fixieren.
Mit dem beschriebenen Fehler im Zusammenhang stehende Schäden an dieser Komponente mit Instandsetzungsoption folgender Marken: